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Grippe, Magen-Darm-Infekt, Schmerzen … es gibt kaum eine Krankheit, bei der man nicht auch automatisch kaum bis keinen Appetit mehr hat. Das ist normal und kurzfristig kein Problem, denn so spart der Körper Energie, die er lieber in die Bekämpfung der Erkrankung steckt.
Aber Appetitlosigkeit kann aufgrund einer schweren Krankheit auch langfristig anhalten. Zum Beispiel bei Krebs, Schilddrüsenunterfunktion, Diabetes mellitus, Herzschwäche oder auch bei einer Demenz. Bei älteren Menschen sind Depressionen eine häufige Ursache dafür, keinen Appetit zu haben. Oder manchmal auch, weil ihr Geschmacks- und Geruchssinn nicht mehr so gut wie früher ist und das Essen einfach nicht mehr schmeckt. Die häufig mit dem Alter eingehenden Beschwerden wie Mundtrockenheit, Schluckstörungen oder Sodbrennen machen die Freude an Lebensmitteln nicht gerade größer.
Mangelnder Appetit kann auch von einer Reihe von Medikamenten wie beispielsweise Antibiotika oder morphinhaltige Arzneimittel oder auch durch eine Chemo- oder Strahlentherapie bei Krebs verursacht werden.
Nun ist medizinisches Cannabis im Gespräch. Erst einmal naheliegend, denn einige Menschen sprinten nach der Anwendung mit Cannabis förmlich Richtung Kühlschrank, um den entstandenen Heißhunger „zu besänftigen“. Das liegt an dem in vielen Cannabissorten enthaltenen THC-Anteil. THC bindet als Agonist an den CB1 Rezeptor LINK und erhöht die Aktivität des Rezeptors über seinen Ausgangswert. So regt Cannabis bei vielen den Appetit an.
Cannabis gegen Appetitlosigkeit? Frage geklärt, Artikel zu Ende.
Aber so einfach ist es leider nicht, denn die Beziehung zwischen Cannabis und Appetit ist komplex. Einige wissenschaftliche Arbeiten deuten darauf hin, dass sich die Nahrungsaufnahme dadurch ankurbeln lässt, indem man das Endocannabinoidsystem (ECS) ankurbelt. Doch in Cannabis ist mehr als nur THC und auch andere Cannabionoide könnten unterschiedliche Auswirkungen auf den Appetit haben. Auch die Dauer des Cannabiskonsums beeinflusst Hunger, Energiebalance und den Stoffwechsel.
In einer 2018 veröffentlichten Studie schlussfolgerten Wissenschaftler:innen der Washington State University, dass Cannabis das Essverhalten verändern könnte und dies zu Therapieansätzen bei schweren Erkrankungen führen könnte. Für ihre Studie wurden Ratten im Labor mit Cannabis bedampft. Dabei ließen sich Zeitraum und Dosierung genau einstellen. Das Ergebnis: Selbst kurze Verdampfungseinheiten regten den Appetit der Ratten an – selbst, wenn sie eigentlich schon durch eine Mahlzeit kurz zuvor satt waren. Die Inhalation von Cannabisdampf scheint das Gehirn in einen Hungermodus versetzen zu können, allerdings mit einer Verzögerung. Doch gerade diese Verzögerung hilft weiter zu verstehen, wie Cannabis wirken könnte. Ist der Magen leer, sendet er mittels des Hormons Ghrelin eine Nachricht an das Gehirn, dass Nahrung beschafft werden muss. Die Wissenschaftler:innen fanden heraus, dass die Verwendung von Cannabis das Ghrelin ansteigen lässt. Weiterführend hat man den Anstieg an Ghrelin mittels eines Wirkstoffs verhindert – danach konnte keine erhöhte Nahrungsaufnahme nach der Verwendung von Cannabis festgestellt werden.
In der Studie wurde weiterhin dokumentiert, dass es veränderte Reaktionen des Gehirns auf die Nachricht des Magens („Hunger!“) gab. Eine kleine Region des Hypothalamus ist für die Wahrnehmung von Ghrelin verantwortlich – hier veränderte der Cannabiskonsum die genetische Aktivität der auf Ghrelin reagierenden Gehirnzellen.
Den Forscher:innen nach besteht die Hoffnung, dass die neuen Erkenntnisse ihrer Studie zu neuen Behandlungen bei krankheitsbedingter Appetitlosigkeit führen können. Diese könnten nicht nur die Lebensqualität Betroffener verbessern, sondern auch deren Genesung fördern.
Quellen
Häußermann, Grotenhermen, Milz, „Cannabis- Arbeitshilfe für die Apotheke“, 2017, 2.Auflage. https://www.hanf-magazin.com/medizin/hanfmedizin-bei-erkrankungen/wie-cannabis-den-hunger-bei-appetitlosigkeit-steigern-kann/ https://www.royalqueenseeds.de/blog-wie-cannabis-den-appetit-beeinflusst-n468 https://www.rbb-online.de/rbbpraxis/rbb_praxis_service/gesundes-wissen/symptom-appetitlosigkeit-ursachen-tipps-behandlung.html https://www.leafly.de/appetit-hunger-studie/ https://www.hanf-magazin.com/medizin/hanfmedizin-bei-erkrankungen/wie-cannabis-den-hunger-bei-appetitlosigkeit-steigern-kann/