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„Puh, ich habe heute so schlecht geschlafen!“ Diesen Satz hat sicher jeder von uns schon mehrfach in seinem Leben kundgetan. Wenn man „mal“ in der Nacht nicht durchschläft, ist das kein Problem. Allerdings hat jeder 10. Mensch ein dauerhaftes Schlafproblem. Wenn diese länger als 3 Wochen andauern, redet man von chronischen Schlafstörungen – auch Insomnie genannt.
Störungen beim Einschlafen, Durchschlafen oder Ausschlafen – Schlafstörungen treten in unterschiedlichen Formen auf. Die Gründe sind vielfältig und reichen von Stress, psychischen und physischen Krankheiten über schlechte Schlafgewohnheiten, unregelmäßige Arbeitszeiten bis hin zur Medikamenteneinnahme – manchmal auch in Kombination.
Um Schlafstörungen in den Griff zu bekommen, kann man zunächst selbst etwas dafür tun. Zum Beispiel regelmäßige Bettzeiten, das Bett nur als Schlafstätte nutzen, regelmäßige Bewegung an der frischen Luft, nicht mit vollem Magen oder alkoholisiert schlafen gehen. Wenn dauerhaft nachts die Gedanken kreisen, können beispielsweise Yoga oder Meditationen helfen, um sich zu entspannen.
Hin und wieder eingesetzt kann ein Schlafmittel ebenfalls eine Möglichkeit sein, doch man sollte im Hinterkopf haben, dass diese häufig starke Nebenwirkungen haben. So besteht bei längerer Einnahme die Gefahr, dass sie die Schlafprobleme noch verstärken und abhängig machen können.
Ab wann Schlafprobleme behandelt werden sollten, ist individuell verschieden und schwer festzulegen. Wenn sich mangelnder Schlaf negativ auswirkt oder auch psychische Probleme bestehen, ist es ratsam, ärztlichen Rat einzuholen.
Sollten klassische Behandlungsmethoden nicht anschlagen oder Medikamente nicht vertragen werden, könnte eine Therapie mit medizinischem Cannabis eine Alternative bzw. Ergänzung sein.
In einer amerikanischen Studie aus dem Jahr 2019 wurden Schlaf- und Angstwerte mittels validierter Instrumente vor und nach einer ergänzenden Behandlung mit Cannabidiol (CBD) gemessen. Die monatliche Dokumentation von Angstzuständen und Schlafqualität wurde bei 103 erwachsenen Patient:innen retrospektiv überprüft.
Die finale Stichprobe umfasste 72 Erwachsene, die unter Angstzuständen oder schlechtem Schlaf litten. Bei 48 Patient:innen verbesserten sich die Schlafwerte innerhalb der ersten 4 Wochen, schwankten dann aber. Die Verträglichkeit von CBD wurde bei allen bis auf drei als gut beschrieben.
Cannabidiol kann also möglicherweise für einen erholsameren Schlaf sorgen.
Allerdings sollte die Dosierung beachtet werden. Niedrig dosiert kann es als Wachmacher wirken, höher dosiert kann es beruhigend wirken.
Eine weitere Option ist das Cannabinoid Tetrahydrocannabinol (THC). Es sorgt dafür, dass sich die Arterien weiten, so dass der Blutdruck sinkt, was beruhigend wirken kann. Eine mögliche schlaffördernde Wirkung hat auch die Senkung der Körpertemperatur um 0,5°C im Schnitt.
Aus dem Jahre 2021 stammt eine zweiwöchige Cross-over-Studie mit Cannabis Extrakt und Placebo. Am Zentrum für Schlafforschung der University of Western Australia nahmen 24 Patient:innen mit chronischen Schlafstörungen teil. Das Durchschnittsalter lag bei 53 Jahren. Für diese Studie verzichteten die Patient:innen auf die Einnahme von Medikamenten und führten ein Schlaftagebuch. Darüber hinaus trugen die Teilnehmer:innen einen Aktivitätstracker, der den Schlaf überwachte und es erfolgte eine Polysomnographie in der Nacht.
Anschließend wurden die 24 Patient:innen in zwei Gruppen eingeteilt: Die, die Cannabinoide und die, die Placebos bekommen sollten. Die Auswahl erfolgte zufällig und ohne Wissen der Patient:innen bzw. Forschenden. Nach zwei Wochen folgte eine medikamentenfreie Woche, danach wurde die Gruppe gewechselt.
Eingesetzt wurde ein öliger Extrakt mit den Cannabinoiden THC, CBN, CBD sowie Terpenen. Das Placebo enthielt die gleichen Terpene, allerdings keine Cannabinoide. Die Einnahme erfolgte täglich eine Stunde vor dem Schlafengehen. Die Dosis durfte nach Rücksprache mit den Ärzten nach vier Tagen verdoppelt werden. Während der ersten Tage und nach Dosissteigerungen wurde Kontakt aufgenommen, um zu sehen, ob über evtl. Nebenwirkungen berichtet wird.
Die Wissenschaftler:innen berichteten über folgende Ergebnisse: 67% hatten leichte Nebenwirkungen, die aber meist über Nacht oder nach dem Erwachen weg waren.
Ein Patient brach die Studie ab. Die Auswertung der Schlaftagebücher ergab, dass sich der Schlaf durch die Einnahme von medizinischem Cannabis deutlich verbessert hat. Die Schlafdauer war rund eine Stunde länger als die der Placebogruppe. Die Einschlafzeit lag in der Cannabisgruppe bei 38,1 Minuten, in der anderen Gruppe bei 46,9. Kurz: Mit dem Medizinalcannabis verkürzte sich die Einschlafzeit um durchschnittlich 8,8 Minuten. Die Auswertungen der Aktivitätstracker wie auch der Polysomnographie belegten die Verbesserungen.
Auch die Schlafqualität und Erholung verbesserten sich mit der Einnahme von Medizinalcannabis.
Medizinisches Cannabis kann eine Alternative bei chronischen Schlafstörungen sein, allerdings sind weitere Studien mit mehr Patient:innen nötig – so die Schlussfolgerung der Forschenden.
Quellen
Häußermann, Grotenhermen, Milz, „Cannabis- Arbeitshilfe für die Apotheke“, 2017, 2.Auflage. https://www.leafly.de/medizinisches-cannabis-und-schlafstoerungen/ https://www.algeacare.com/de-de/erkrankungen/schlafstoerung/ 1 Shannon S, Lewis N, Lee H, Hughes S. Cannabidiol in Anxiety and Sleep: A Large Case Series. Perm J. 2019;23:18-041. doi: 10.7812/TPP/18-041. PMID: 30624194; PMCID: PMC6326553. https://www.canpharma.eu/studie-medizinalcannabis-bei-chronischen-schlafstoerungen/